Neue Arbeiten „Glanzstücke“ oder der Zufall ist der Meister der Kunst.

 

Wenn die Reduktion offensichtlich ist, ist sie die grösste Herausforderung.

Der Bildbetrachter mag die Einfachheit als Leichtigkeit interpretieren, doch für mich

ist sie es nicht. Zwar entsteht der reduzierte Ausdruck in meinen Werken in

wenigen Ansätzen. Es einfach „hinwerfen und stehen lassen“? Die Herausforderung

ist oft enorm, dem hingelegten noch etwas hinzufügen zu wollen, zu müssen.

Ich halte den Druck nur aus, wenn ich aus dem Atelier gehe, warte, bis eine

Farbschicht angetrocknet ist und dann dem Bild neu begegne. Sozusagen mit

„neuen Augen“ auf das Unvollendete zugehe. Oder ist es schon vollendet?

Manchmal trage ich den Malkörper aus dem Atelier, trage ihn in einen anderen

Raum, um mich dort, in einer neutralen Umgebung, neu auf das Bild hinzubewegen,

als wäre ich jemand anders. Ich drehe und wende es, „stehe Kopf“ und gerate in

einen inneren Dialog. Mir gegenüber steht das Werk, das noch kein Werk ist,

sondern ein „Geschmiere“ oder Farbfetzen auf einem Untergrund. Bockig,

unnahbar, nicht fähig, mich abzuholen und mir Genugtuung zu verschaffen, indem

ich weiss, dass es „gut“ ist.

Meistens geht es so über Tage hinweg. Wenn ich abends mit der Malerei

abschliesse, weil das Licht weicht, weil ich entweder hungrig bin, müde, oder wenn

ich nicht weiterkomme, so nehme ich eine Unruhe mit hinaus. Es auszuhalten, das

Gefühl des Unvollendeten, das Unwissen, ob am nächsten Tag ein Durchbruch

gelingt, ein Durchbruch zum stimmigen, das ist nicht immer leicht.

Für mich ist die Ausgewogenheit in einem Werk entscheidend. Dabei räume ich ein,

dass es nur auf mich ausgewogen wirkt, nicht zwangsläufig auf jemand anders.

Vielleicht gehe ich auch Risiken ein. Das Risiko, es einmal nicht ausgewogen zu

belassen und damit eine Spannung zu erzeugen.

Reine Ausgewogenheit ist langweilig. Und damit widerspreche ich bereits mir

selbst...

Ich gehe gerne mit einem nassen Pinsel am Bild vorbei und lasse etwas fallen. Der

Zufall ist der Meister der Kunst. Wohin ein Tropfen fällt, das entzieht sich meinem

Verstand und oft staune ich über den Akzent, den ich selber sicherlich viel

überlegter, weniger spontan, gesetzt hätte.

Etwas vom Besten in meinem Leben ist die Pause nach einem vollendeten Bild, mit

dem ich absolut zufrieden bin. Die Ruhe, die sich dann einstellt (wenn auch nur

vorübergehend, solange nämlich, bis ich mich wieder ans Nächste wage) ist die

Ruhe nach dem Sturm. Diese Ruhe beinhaltet die tiefe Befriedigung, dass die

Malerei das ist, was zu mir gehört.

Material

Glanzstücke sind abstrakte Arbeiten in Mischtechnik auf 6cm Industriekarton.

Der Finish besteht aus Epoxyd Harzen, welche in aufwändigem Verfahren in

mehreren Schichten aufgetragen werden und dem Bildkörper seinen Glanz und

seine Tiefe verleihen.

Die Bildsprache ist vertikal oder horizontal zu verstehen.

Grossformatig versetzt sie den Raum in eine charismatische, beinahe utopische

Stimmung. Bestechend sind die Kombination der Materialien und die Kraft der

Farben.

 

Véro Straubhaar 2015

Website von Véro Straubhaar

www.soulcompany.ch/

Véro Straubhaar