Werkbeschreibung
Biografisches
Sylvie Ramu (1959 Genf, CH) wuchs auf dem Lande unweit von Genf auf. Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte sie die Landwirtschaftsschule für Frauen. Hier folgte sie ihrer intrinsischen Liebe zum ländlichen, naturverbundenen Leben. Ihr grosser Wunsch, mit einem Bauern an ihrer Seite das Leben zu verbringen, ging 1987 in Erfüllung, als sie nach Essertines auf das Weingut ihres Ehemannes zog. Mit grosser Hingabe zog (und zieht) sie vier eigene und zwei adoptierte Kinder gross. Dieses Engagement für die Familie und speziell für die Kinder spiegelt sich in ihrem künstlerischen Werk wieder. Nach einer längeren und kräftezehrenden Krankheit zu Beginn der 1990er Jahre, nimmt Sylvie Ramu Ton in die Hand und merkt sogleich, dass das ihr „Element“ ist. Sie besucht Tonkurse beim Genfer Bildhauer Otto Bindschedler und arbeitet intensiv an ihren Figuren, die sie in Bronze giessen lässt. Der Erfolg stellt sich schnell ein, und nach der ersten Ausstellung in Genf im 2004 folgen bald weitere Einladungen, die sie nach Frankreich, in die USA und neu nach Spanien führen. Die Künstlerin wohnt und arbeitet in Essertines/Dardagny, unweit von Genf.
Material und Technik
Sylvie Ramu arbeitet grösstenteils mit Ton und teilweise mit Gips. Sie lässt fast alle ihre Figuren in Bronze giessen. In ihrem kleinen, quadratischen und von jeder Seite mit Licht durchfluteten Atelier arbeitet die Künstlerin zahlreiche Stunden an einer Plastik. Meist ist es eine Komposition von zwei oder mehreren, ca. 30 cm hohen Figuren, die entweder sitzen, liegen oder stehen. Das fertig geformte Objekt trocknet während dreier Wochen, bevor sie von Ramu im Ofen gebrannt wird. Das Brennen ist ein heikler Prozess, da jede Plastik andere Durchmesser hat und somit die Brennzeit und Temperatur abgestimmt werden müssen, damit sie nicht springt. Den Bronzeguss macht die Künstlerin in einer Giesserei im benachbartem Frankreich. „Mit den Menschen, mit denen ich dort arbeite, muss es immer Freude machen, man muss sich zusammen wohl fühlen“, erklärt die Künstlerin und weist auf die Bedeutung der Teamarbeit in der Giesserei hin. Sie verfolgt den Guss und hilft tatkräftig bei den einzelnen Schritten (Modell, Negativform, Wachs, Keramik, Brennen und der Guß, Freilegung des Gusses, Überarbeitung, Ziselierung, Patinierung) mit. Ganz besonders viel Aufmerksamkeit widmet Ramu dem letzten Schritt, der farbigen Patina, die sie selber mit einem Schweissbrenner aufträgt. Die dafür nötige „Farbpalette“ bereitet sie zu Hause vor. Der Bronzeguss mehrerer Plastiken dauert einige Tage bis Wochen.
Bildsprache und künstlerische Aussage
Ramus Bildsprache ist figürlich. Ihre menschlichen Figuren stellen oft Grossfamilien, Paare oder auch einzelne Personen dar, die singen, reden, denken oder sonstwie mit dem aktiven Leben beschäftigt sind. Ihr Ausdruck ist sehr lebensbejahend. Dem Betrachter strahlt reine Lebensfreude aus den winzigen Gesichtern entgegen. „Jeder Mensch hat ein Anrecht auf ein Stück blauen Himmels“, erläutert die Künstlerin, „und die Erwachsenen haben die Aufgabe, das Stück blauen Himmels den Kindern zu zeigen.“ Ramus Lebensvision, die sich sehr stark in ihrem Werk spiegelt, ist die des freudenvollen, farbenfrohen, lachenden und herzlichen Lebenstanzes. Es ist der Kontrast zu ihrer eigenen, schweren und entbehrungsreichen Kindheit, der ihren Figuren Tiefe verleiht. Ihre Eigenart, dem Bronzeguss eine Farbpatina zu verleihen, unterstreicht diese Aussage und berührt den Betrachter. Das Arbeiten mit Ton und der anschliessende Bronzeguss erfordern viel physische Kraft. „Die hole ich mir von meinen Kindern, die das Leben und seine Schönheit verkörpern. Aber auch die Kinder fordern enorm viel Kraft, diese hole ich mir wiederum beim künstlerischen Arbeiten, das mich beflügelt und mein innerer Motor ist.“ Dieser Zyklus von „Geben und Nehmen“ spiegelt ein tief humanes und erdnahes Verständnis vom menschlichen Sein. Ramus Werk ist dessen unmittelbarer Spiegel, der uns tief berührt.
Website von Sylvie Ramu
www.sylvie-ramu.ch |