Werkbeschreibung
Stefan Gort (Vättis-Pfäfers SG,*24.11. 1958) stammt aus einer Bergbauernfamilie. Bereits als Kind prägte ihn die wilde Berglandschaft seines Geburtsortes. Das enge Tal und die Erlebnisse als junger Alpgänger, der manche Sommer in Einsamkeit mit den Tieren auf der Alp verbrachte, liessen seine Phantasie reifen und sich entwickeln. Einen Notizblock als Ideenbüchlein trug Gort bereits als Kind bei sich. Nach der Schreinerlehre in Bad Ragaz (1974-77) absolvierte er in Flawil eine Holzbildhauer-lehre (1979-81). Gleichzeitig besuchte Gort die Schule für Gestaltung in St. Gallen und nahm Zeichenunterricht beim Künstler O. Braschler, Chur (1977-79). Das Gestalten war seit frühester Jugend ein für ihn bestimmendes Thema. An den Weg als Künstler dachte Gort erst im Alter von 20 Jahren. Nach den verschiedenen handwerklichen Ausbildungen wurde das innere Bedürfnis, den Weg als Künstler einzuschlagen, stark. Weniger namhafte Künstler als vielmehr die Natur und ihre Unbändigkeit waren seine prägenden Vorbilder. Die ersten grossen Aufträge bekam Gort von kirchlichen Institutionen. 1987 bekam der Künstler den Kulturpreis der Sarganserländischen Talgemeinschaft (Gebiet Sarganserland bis Weesen und Amden, rund um den Walensee). Seither stellt Gort regelmässig im In- und Ausland aus. Sein Werk umfasst malerische Arbeiten, Holzbildhauereien und Installationen, wie die 2003 eingeweihte Kulturbrücke in Vättis.
Material und Technik
Stefan Gorts bevorzugtes Material ist das Holz. Seine profunde Kenntnis dieses Rohstoffes tritt bei seinen Arbeiten an den Tag. Für die Auswahl eines bestimmten Holzes sind für den Künstler die Struktur, der „Charakter“ und die Gerbsäure (Spuren) wichtig. Gegenwärtig bearbeitet Gort vor allem Eiche und Ahorn. Beides sind Bäume mit nicht allzu ausgeprägter Struktur, aber mit viel „Charakter“ (Widerstand, Schnitt, Bruch und Farbkraft). Das tonnenschwere Material lässt sich Gort ein bis zwei Mal jährlich aus verschiedenen Teilen des Landes liefern. Sein 'open air'-Atelier ist der Waldrand oder der Ort des gefällten Holzes. Mit Hilfe von Kränen werden die Stämme aufgestellt. Der erste Arbeitsschritt umfasst das Entfernen der Rinde und des Splints. Beide sind je nach Baumart unterschiedlich dick, in der Regel einige Zentimeter. Dann steht das Kernstück ‚nackt’ da und wird von Gort bildhauerisch mit der Motorsäge bearbeitet. Der künstlerische Prozess ist auch ein physischer Akt, der sich dem Charakter des Materials stellt und sich mit ihm auseinandersetzt. Die Verarbeitung erfolgt in vertikalen Arbeitsschritten. Der vertikale Arbeitsprozess ist nicht nur verfeinerte Technik, sondern explizites bildnerisches Thema des Künstlers.
Sein malerisches Werk gilt häufig der Spurensuche für die bildhauerische Arbeit. Es ist pastos und vielschichtig aufgetragene Ölmalerei auf Büttenpapier. Mit einem Spachtel werden die verschiedenen Farbschichten durch vertikale Einkerbungen abgetragen, so dass die untere Farbschicht zum Vorschein kommt. Auch hier ist das Thema vertikal verarbeitet. Die Einkerbungen stellen Abstraktionen von Baumstämmen dar. Gorts Installationen verbinden sein bildhauerisches Werk mit dem architektonischen Wahrnehmen eines Standortes, wie es die Brücke in Vättis zeigt, bei der das Werk des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata Gort als Anregung diente.
Bildsprache und künstlerisches Anliegen
Stefan Gorts Bildsprache und künstlerisches Anliegen prüfen sich ständig am Werkstoff Holz. In der Natur und am Menschen sucht er den Kern seiner künstlerischen Aussage. Dabei gilt das Augenmerk des Künstlers den menschlichen Beziehungen. Auffallend und ausdruckstark ist dabei das „Aufgerichtet-Sein“ seiner Werke. Gorts Skulpturen streben 'nach oben', zum Beispiel im Sinne der Auflösung der Schwerkräfte und ‚des Fliessenden’. Der ‚vertikale Strich’ prägt auch sein malerisches Werk. Ob die geometrischen Abstraktionen Baustämme oder anderes verkörpern, lässt jedes Bild von neuem offen. Die Vielschichtigkeit seines Oeuvres (Holzbildhauerei, Malerei, Installationen) stellt für den Künstler 'ein Gesamtes' dar. Gort fasziniert der Begriff des Einfachen: einfach im Sinn einer ‚strengen’ Artikulation, die das Wechselspiel zwischen Vielschichtigkeit und Komplexität beinhaltet. Formreduktion als Betonung in der Vermittlung von Inhalten ist der rote Faden durch das Gort’sche Werk. "Weniger bedeutet für mich mehr", so Stefan Gort.