Würdigung
Der folgende Text stammt von Christine Schmutz, den sie für das SIK in Zürich verfasst hat. Er ist leicht gekürzt.
In seinen Anfängen beschäftigt sich Secondo Püschel vorwiegend mit Landschaften und Stilleben, bestehend aus kleineren Gegenständen wie Büchsen und Gläsern, oder Atelierbildern. Um 1956 kristallisiert sich sein eigener Stil heraus. Secondo Püschel distanziert sich mehr und mehr von der räumlich-plastischen Darstellungsweise. Das anschaulich Fassbare tritt zurück, abgebildete Gegenstände erscheinen entmaterialisiert, einer Traumwelt entsprungen. Die Motive findet Secondo Püschel auf seinen ausgedehnten Studienreisen. Dabei handelt es sich oft um topografische Orte, wie die Titel Norwegischer Fjord oder Kleine Stadt zeigen.
Seit 1967 besass Secondo Püschel ein eigenes Fernrohr. Dies belegt das grosse Interesse des Künstlers an der Astronomie, einem Thema, das ihn seit seiner Kindheit fasziniert. Dabei geht es ihm nicht um die physikalischen Aspekte der Astronomie, das Messen oder Dokumentieren, sondern um das Erleben der Grenzenlosigkeit. Das Beobachten des Weltalls verarbeitet er wiederum in seinen Bildern, wie die Titel der Gemälde Einbruch in Milchastrassenarm, Grosses Sternschalenstück, Fusion von Stern und Gehirnteilen oder Turbulenz im sphärischen Raum verraten. Dabei weisen die Titel nicht länger auf Gegenständliches hin, dienen auch kaum dem Verständnis der Werke. Viel eher sind es assoziative Hinweise auf Vorgänge und Ereignisse, deren Interpretation grosses Einfühlungsvermögen verlangt. In diesem Zusammenhang experimentiert der Künstler mit hohlspiegelartigen Aluminiumschalen als Bildträger. Es geht ihm darum, den für den Betrachter idealen Standort zu eruieren. Diese Bilder, vollends ungegenständlich, weisen eine intensiv expressionistische Farbgebung auf. Verschiedenartige Formen, organische und geometrische, überschneiden und durchdringen sich, schliessen sich zusammen, gehen wieder auseinander. Stilistisch können diese Bilder dem abstrakten Expressionismus zugeordnet werden.