Werkbeschreibung
Biographisches
Ruedi Mösch ist 1954 in Winterthur geboren und in Zürich und Umgebung aufgewachsen.
Nach dem Besuch der Sekundar- und Mittelschule lässt er sich in Tägerwilen bei R. Bigler zum Holzbildhauer ausbilden.
Er assistiert im Anschluss daran in verschiedenen Bildhauerateliers.
Erste eigene Arbeiten in Holz und Stein entstehen bei Beat Kohlbrenner in Sünikon.
1982 lebt Ruedi Mösch zu einem Arbeitsaufenthalt in den Vogesen. Seither verbringt er – nach Möglichkeit - jedes Jahr eine längere Zeit in Frankreich.
Seit 1981 bewohnt Ruedi Mösch einen eigenen Werkplatz im Steinbruch, Steinmaur. Er stellt seit 1983 regelmässig aus. In Projekten mit Jugendlichen und Senioren regt er zu kreativem Schaffen an. Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich in öffentlichem und privatem Besitz.
Material und Technik
Ruedi Mösch hat sein individuelles künstlerisches Ausdrucksmittel im Stein gefunden. Das Archai-sche, Massive, Dauerhafte des Materials wird mit jeder neuen Figur zur wiederholten persönlichen Herausforderung in Technik und Gestaltung. Ruedi Mösch stellt sich ihr mit nur einem Werkzeug, dem Spitzeisen. Bewusst bleiben die Arbeitspuren an den Figuren sichtbar, geht es doch nicht um einen schönen oberflächlichen Schein, sondern um einen darunterliegenden tieferen Sinngehalt.
Wenngleich der Werkstoff Stein den ehemaligen Holzbildhauer heute mehr fordert und fasziniert, bleibt Ruedi Mösch weiterhin dem Holz verbunden: Seine Skulpturen werden auf Holzsockeln präsentiert, deren Volumen exakt dem Volumen der dazugehörigen Figur entspricht.
Künstlerisches Anliegen
Stilistisch bewegen sich Ruedi Möschs Bildhauerarbeiten zwischen Abstraktion und Realistik. Der erste Eindruck lebt von runden, raumgreifenden und dennoch in sich geschlossenen Formen. Die roh bearbeitete Oberfläche mit den augenscheinlichen Arbeitsspuren erweckt den Anschein von Unfer-tigkeit und weist auf den Arbeitsprozess hin. Erst nach und nach erkennt das Auge in den Formen der Steinkörper Gliedmassen. Arme und Beine, ein Kopf lösen sich aus der kompakten Masse heraus. Gesichter bleiben undefiniert. Einzig die Körperhaltung der Dargestellten lässt auf eine eindeutige Haltung, Handlung oder Situation schliessen. Da musiziert ein Bandoneonspieler, eine Frau wäscht ihre Wäsche und ein Bettler kauert zusammengesunken auf dem Boden.
Während Ruedi Mösch sich in früheren Jahren vorwiegend mit dem menschlichen Torso und abstrak-ten Raumformen auseinandergesetzt hat, findet in seinen aktuellen Figuren eine zunehmende Indivi-dualisierung statt. Inhalte sind zu den abstrakten Torsostudien hinzugetreten, allgemeingültige Inhalte, in denen jeder Betrachter einen Teil von sich wiederfinden kann. Ruedi Möschs figurative Skulpturen vereinigen Archetypen verschiedener Epochen unserer Kultur. Sie stehen als in Stein verewigte Metapher für gewisse Phänomene und Charakteristika jener Epochen und ihres Zeitgeistes. Zugleich spiegeln sie einzelne Facetten eines jeden von uns. So darf der „David mit Natel“ als Anspielung auf die klassische Figur des David von Donatello, aber auch des schönen körperbewussten Menschen des 20.Jahrhunderts, der ewig jung dynamisch und erfolgreich allzeit abrufbar sein Natel zur Schau trägt. Die „Wäscherin“ hingegen möchte als Archetyp vergangener Jahrhunderte verstanden werden. Doch ruft sie uns dabei nicht auch wieder unseren heutigen Wohlstand vor Augen?
Ruedi Möschs gesammelte Typen und Charaktere geben dem Betrachter keine Interpretation vor. Sie wollen immer wieder in uns selbst entdeckt werden, ebenso wie der Künstler seine Figuren vor sei-nem inneren Auge entdeckt hat.