Werkbeschreibung
Biographisches
1948 in Münsing am Starnberger See geboren, ist Rolf Hegetusch nach dem Studium in München als Architekt tätig. Immer wieder geht er auf Reisen und hält sich längere Zeit im Ausland auf. 1978 beginnt er in Neuseeland einzeln und in Gruppen auszustellen. Seit 1988 lebt er als freischaffender Künstler in München und zeigt seine Arbeiten regelmässig in Galerien. In den letzten zehn Jahren war er an Kunstmessen in Paris, Chicago, Madrid, Frankfurt, Zürich, Köln, Düsseldorf und Bologna vertreten.
Material und Technik
Seine ungewöhnlichen, zugleich verhaltenen und intensiven Farbwirkungen erreicht Rolf Hegetusch mit ungewöhnlichen Techniken. Für seine Wachstafeln trägt er Pigmente und Paraffin auf Leinwände und Holzplatten auf, in dem Sinne, dass die Farbe nicht an der Oberfläche aufscheint, sondern in die trans-parente Schicht eingegossen ist - mit ebenso gewichtigem wie fragilem, zugleich körperhaftem und immateriellem Ergebnis: Schon in früheren Schaffensphasen war es sein Anliegen gewesen, etwas so Flüchtiges wie die Lichterscheinung als Farbe dauernd festzuhalten. Gleichzeitig macht er bewusst, dass Farbe in ihrer Abhängigkeit vom Licht immer vergänglich bleibt, wechselhaft wie die Stimmungen, die sie ausdrückt. Ebenso wichtig und aussagekräftig ist das Material in den Arbeiten mit transparenten asiatischen Papieren, die schichtweise aufeinander geklebt und übermalt, teils - für stärkere Kontrastwirkungen beziehungsweise zum abschliessenden Ausgleich der Komposition - vorher eingefärbt werden.
Bildsprache und künstlerisches Anliegen
Mit der betonten, mithin irritierenden Unschärfe seiner Farbwirkungen stellt Rolf Hegetusch auf zugleich zeittypische und sehr persönliche Weise Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit unserer visuellen Wahrnehmung in Frage. Aber natürlich negiert er damit nicht unsere Fähigkeit, Kunst zu verstehen, son-dern verweist vielmehr darauf, dass wir dafür nicht nur unsere Augen, sondern auch unsere Empfindungen sensibilisieren müssen. Indem wir diese in die Betrachtung des Bildes einbringen, treten wir in einen Dialog mit ihm. Dieser wird gefördert durch seine räumliche Wirkung, die es je nach Standpunkt der Betrachtenden stetig verändert. Sie rührt daher, dass sich die Farbmaterie nicht an der Oberfläche, sondern in einer nur schwer lokalisierbaren tieferen Schicht befindet, und dass die einzelnen Farbfelder diffus, nicht klar begrenzt sind und dadurch in Schwingung geraten.
Mit diesem Dialog treten wir in eine andere Welt ein, die keinerlei Anklang an die uns vertraute sichtbare sucht, also frei von abbildhaften Zügen bleibt; dem widerspricht nicht, dass natürlich Farben - das eigentliche Thema dieser Werke, das sich aber nie in den Vordergrund drängt – immer wieder Assoziationen an bereits anderswo Gesehenes wecken können. Es ist eine Gegen-, aber keine Fluchtwelt, eine, die uns den Weg zurück in den Alltag und zu seiner neuen Wahrnehmung weist. Es sind nicht zuletzt die Leerräume, die in manchen Bildern gleichberechtigt in ein Spannungsverhältnis zu den Farbfeldern treten, welche die Werke von Rolf Hegetusch zu geistigen Freiräumen werden lassen, zu Orten meditativer Konzentration: Leere als energiegeladene Stille.