Werkbeschreibung

Biografisches

Pascal Murer (1966, Altdorf UR; CH) wuchs in der bergigen Landschaft von Uri auf. Beide Kulturen wohnen in ihm: die seiner Mutter aus dem Val Poschiavo (GR) und jene seines Vaters aus dem Kanton Nidwalden (NW).  Von Kindsbeinen an spielt, bastelt und zeichnet Murer mit seinen zwei Brüdern im Holzbildhauer-Atelier seines Vaters. Im Alter von zwölf Jahren weiss Murer, dass er eine künstlerische Laufbahn einschlagen wird. Nach der obligatorischen Schulzeit folgt er seiner Berufung und geht nach Brienz (BE), ums sich von 1983-87 zum Holzbildhauer ausbilden zu lassen. Der Durst nach wahrer Kunst ist ungestillt, so reist Murer anschliessend nach Göriach (A) und Salzburg (A) zu den zwei Meistern der Bildhauerei: Bernhard Prähauser und Josef Zenzmaier, wo er wichtige Lehrjahre absolviert, um 1990 nach Wien zu wechseln und in die Meisterklasse von Joannis Avramidis aufgenommen zu werden. Diese schliesst er 1995 bei dessen Nachfolger, Michelangelo Pistoletto ab und bleibt weitere Jahre in Wien, wo er die ersten wichtigen Schritte als Künstler absolviert. Die Wiener Jahre bezeichnet Murer heute als sehr prägend bezüglich seiner Einstellung zu seiner Arbeit als Künstler. Musik begleitet Murer seit seiner Kindheit: der Künstler improvisiert auf der Gitarre und widmet sich dem Song-Schreiben. Reisen führten ihn nach Berlin, München, Turin, Paris, Budapest, Tiflis und New York. Ab 1995 beginnt eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland. 2001 kehrt Murer in die Schweiz zurück, wo er in Locarno (TI) mit seiner Familie lebt und arbeitet.

 

Material und Technik

Murers Ausgang seines bildhauerischen Werkes ist die Zeichnung. Er selbst nennt sich Zeichner und Bildhauer. Die Zeichnung trägt der Künstler mit Kohle, Pastell und Tusche auf einen Bildträger aus Baumwolle auf, den er meist mit einer Gipslösung grundiert. Das Motiv ist fast ausschliesslich der weibliche Akt oder besser: weibliche Körperkonturen. Eine Umsetzung dieser Zeichnung findet sich in den Bronzeskulpturen des Künstlers wieder.  Hier spielt für Murer die Wachsmodellierung die zentrale Rolle beim Arbeitsprozess. „Dieser Arbeitsschritt im Bronzeguss ist wie mit Aquarell auf Papier zu arbeiten: ich bewege mich mit einer äussersten Freiheit, was meiner Arbeitsweise entspricht und sich in den Skulpturen formal niederschlägt“, erläutert der Künstler. Bei den Holzskulpturen ist die Kettensäge „die Verlängerung des Künstlerarmes“, mit ihr „modelliert und zeichnet“ Murer im Holz. Dabei steht die Form und die Sinnhaftigkeit des Baumes im Vordergrund: „Die Zeichnung der Natur legt sich mit meiner übereinander, dabei entsteht etwas neues“, so Murer zum Entstehungs-prozess seiner Holzskulpturen, die nie grösser als der Künstler selbst sind. Ab und zu verwendet Murer Kalk oder Feuer um sie weiss oder schwarz zu färben. Die Absicht dahinter ist, dass die Form in den Vordergrund tritt und das sehr expressive Material aus dem Mittelpunkt verdrängt.

 

Bildsprache und künstlerische Aussage

„Meine Werke sind zu Objekten gewachsene Zeichnungen“, diese Selbstbekenntnis von Murer führt zum Kern seiner künstlerischen Arbeit. Die Bildsprache seiner Zeichnungen ist figürlich: die Konturen weiblicher Körperlinien gemahnen an das sanfte, schwebend-atmende und die vielen Übergänge zwischen den Geschlechtern. Die Bronzegüsse nehmen diese weiblichen Formen auf und spiegeln sie. Bei den Holzskulpturen sind die Form und die Sinnhaftigkeit des Baumes die Eckpfeiler, die sich dem Betrachter vor allem im Umgang des Künstlers mit dem Material Holz und weniger in den entstandenen Formen offenbaren. Diese spiegeln den offenen Arbeitsprozess, der „Jetzt-Zustände“ und das „Gegenwärtige an sich“ in sich einschliesst, und sich auch in den Titeln der Werke niederschlägt. Murers Werk ist beherrscht von der gelebten Idee des Ganzheitlichen und Gegenwärtigen: alles fliesst ineinander über: Musik wird Zeichnung, „schwebt“ weiter, wird zur Skulptur, die aufersteht und im Augenblick der Betrachtung wieder ein neues Leben annimmt: es ist Tiefe und formal berückende Schönheit, die uns Murer zeigt: er ist Meister im Wechsel der Partitur der unterschiedlichen gestalterischen Medien, sein Werk eine symbiotische Metamorphose und eine Hymne an das Gestaltwerden eines schöpferischen Aktes, der im Gegenwärtigen verankert ist.

 

Website von Pascal Murer

www.pascalmurer.ch/