Werkbeschreibung

Biographisches

 

Kaspar Würgler, Jahrgang 1960, verbrachte seine Kindheit und Jugend im Haslital und am Bielersee.

Als Sohn eines Töpfereibesitzers kam er schon früh mit der handwerklichen und künstlerischen Verar-beitung von Ton in Berührung. 1976 trat Kaspar Würgler eine Lehrstelle in Oberrieden am Zürichsee an, der Anstellung als Dreher in Lyss und Genf folgten.

 

1983 bereiste Kaspar Würgler mit dem Fahrad über Österreich, Ungarn und Jugoslawien Griechen-land mit Kreta und Zypern, wo er seinem Hobby der Archäologie nachgehen konnte. Von dort setzte er nach Israel über. Zurück ging es 1984 über Ägypten und Italien wieder in die Schweiz. Eine Anda-lusienreise 1985 wurde gefolgt von einem halbjährigen Türkeiaufenthalt. 1991 zog es den Keramiker nach Guatemala und Mexiko, wo er in Chiapas Töpferunterricht in einer selbst eingerichteten Werk-statt erteilte.

 

Kaspar Würgler lebt in Brienzwiler, er hat seinen eigenen Brennofen gebaut und arbeitet im Sommer im Ballenberg.

 

 

Material und Technik

 

Kaspar Würgler arbeitet in Ton. Seine bildhauerische Begabung setzt er im figurativen Bereich ein. Seine kleinen ebenso wie die halb lebensgrossen, aus mehreren Teilen zusammengesetzten Keramikskulpturen unterliegen einem aufwändigen Herstellungsprozess, der auf die Fragilität des Materials Rücksicht nehmen muss. Kaspar Würgler beherrscht sein künstlerisches Handwerk in einer Perfektion, die ihn neue Dimen-sionen und ungewöhnliche Projekte wagen lässt.

 

 

Formensprache und künstlerische Aussage

 

Zunächst waren es phantasievolle Drachen mit langen Schwänzen und furchteinflössender Mimik, die Kaspar Würgler als originelle Dachreiter entwarf und realisierte. Wie Relikte aus dem Mittelalter oder einer untergegangenen Zauberwelt zieren sie Dachfirste. Mit ihrem apotropäischen Charakter schei-nen sie Böses abwehren und die Häuser beschützen zu wollen.

 

Neben jenen zeitentrückten Fabelwesen ist das plastische Werk Kaspar Würglers durch die mensch-iche Figur geprägt.  Dies zeigt sich sowohl in einem Pferd, das als Dachreiter Mann und Frau ent-führt, als auch in Einzelwerken. Eine ganze Reihe komplexer Werkgruppen sind in den letzten zehn Jahren entstanden, z. B. die "Boule-Spieler", bei denen Provence-Impressionen in der Gruppe der vier Keramikfiguren festgehalten sind. Lässig stehen sie da mit ihren Baskenmützen, dem langsamen Rhythmus des Spieles angepasst, den letzten Schluck Pastis noch auf den Lippen.  Auf den Gesichtern liegt Konzentration. Zwei Kinder schauen dem Treiben zu, ein halbnackter kleiner Melonenesser und ein Mädchen mit kurzem Rock und Stiefeln.In ihren Bewegungen und Körperhal-tungen scheinen die Beteiligten der Szene wie aus dem Leben gegriffen.

 

Als ebensolche erstarrten Momentaufnahmen aus dem Leben präsentieren sich die Elemente einer weiteren Werkgruppe des Künstlers: Die "Sonnenfresser" mit ihren Badehosen und -kappen sind dem Strandleben eines der südlichen Länder, die Kaspar Würgler bereist hat, entsprungen. Breitbeinig da-sitzend, den Oberkörper mit den Armen nach hinten abgestützt, recken sie ihr bleiches Gesicht gen Himmel, süchtig nach Wärme und Licht. Ganz neu in einem Repertoire sind die „Freizeitmenschen“.

 

Kaspar Würglers Tonskulpturen zeichnen sich durch eine Reduktion auf die wichtigsten Körperele-mente und -formen aus. Es gelingt ihm, die Körper soweit zu abstrahieren, dass ihr Gesamtausdruck nicht von kleinteiligen Details gestört wird und die Individualität der Figuren gewahrt bleibt.