Werkbeschreibung

Biografisches

Josette Taramarcaz (1951 Martigny VS, CH) wuchs mit vier Brüdern in Fully VS auf. In ihrer Familie spielte die Musik eine wichtige Rolle. Schon als Kind fühlte sie sich zur Kunst hingezogen. Den Wunsch Architektur zu studieren konnte Taramarcaz nicht verwirklichen, da sich die Familie stark um die Ausbildung ihrer Brüder kümmerte. Die angehende Künstlerin absolvierte so die Ausbildung zur Kleinkinderzieherin und heiratete sehr jung. In Abendkursen für Keramik entdeckte sie, dass es die Auseinandersetzung mit Skulptur ist, die ihrem Ausdruckswillen entspricht. Taramarcaz absolvierte anschliessend eine Ausbildung in Keramikgestaltung. Von nun an war Kunst der Mittelpunkt ihres tätigen Daseins. Bis 1990 musste sie ihre Zeit für die Erziehung der Kinder und für das Kunstschaffen einteilen. Ab 1991 konnte Taramarcaz sich vollumfänglich der künstlerischen Auseinandersetzung widmen. Der Tod ihres Vaters 1994 bedeute für die künstlerische Arbeit von Taramarcaz eine Neuorientierung: fortan galt ihr Augenmerk der menschlichen Figur im Speziellen.  Mit ihrem Mann beschäftigt sich Taramarcaz auch intensiv mit dem Theater. Ihre künstlerische Arbeit konnte sie in der Inszenierung von mehreren Theaterstücken umsetzten. Der Erfolg ihres Werkes bestätigte sie in ihrem eingeschlagenen Weg als Künstlerin. Heute stellt Taramarcaz im In- und Ausland aus. Sie lebt in Fully VS, wo sich auch ihr Atelier befindet.

 

Material und Technik

Taramarcaz hat sich der Skulptur verschrieben. Ton, das Material Erde, fasziniert die Künstlerin. Aus ihm schöpft sie Ihre Werke. Zuerst entsteht in ihrer Vorstellung die Skulptur, die sie dann im Material umsetzt. Taramarcaz arbeitet langsam und sorgfältig. Ihre Skulpturen entspringen einem bewussten Arbeitsprozess, der je nach Grösse der Skulptur einige Wochen, oft auch einige Monate dauert. Ab und zu fertigt die Künstlerin eine Skizze an, die ihr als Vorlage dient. Menschliche Modelle sind selten, obwohl sie ab und zu auch diese in ihre Abreit einschliesst. Die fertigen Skulpturen gibt Taramarcaz zum Brennen in einen Hochofen. Von ihren Tonskulpturen fertigt sie auch Bronzeabgüsse, wobei sie mit einer deutschen Giesserei zusammenarbeitet. Taramarcaz ist bei dem Giessprozess dabei, vor allem dann, wenn er in die Phase der Formgebung gelangt. Diese umfasst die Korrekturen des Wachspositivs, die Ziselierung sowie die Patinierung. Bei diesen Arbeitsschritten wirkt die Künstlerin mit. Die Sockel, die ihren Figuren Halt geben oder als Zusatz dienen, lässt sie nach einer Skizze von einem Metallbauer anfertigen.  Mit einer Mischtechnik fertigtTaramarcaz auch abstrakte Objekte. Dabei arbeitet sie mit gebranntem oder mit Farbpigmenten angereichertem Ton sowie mit Paperclay (Papierton). Hier stehen das materielle Experiment und die damit verbundene Formfindung im Vordergrund.

 

Bildsprache und Künstlerische Aussage

Taramarcazs Bildsprache ist mehrheitlich figürlich. Der Mensch und seine Gestalt stehen im Zentrum ihres Werkes. Den Ausgang  des künstlerischen Schaffens von Taramarcaz bildet der Ausdruck der menschlichen Emotion, der in ihren Skulpturen eine formale Ausprägung findet.  Die Frage nach den Bedingungen des menschlichen Seins, sowie nach seiner Identität lassen die Figuren im Spanungsraum der Fragstellung nach dem Weg und Sinn des menschlichen Lebens stehen. Die menschliche Identität setzt sich für die Künstlerin aus den jeweiligen Lebenserfahrungen zusammen. Jeder Mensch hat eine solche, und diese ist Teil seines Selbst. Erst wenn der Mensch seine Ursprünge in sein gegenwärtiges Sein einschliesst, kann er zu einem Gleichgewicht in seinem Leben finden. Der Begriff dieses Gleichgewichtes ist denn auch ein Hauptaugenmerk von Taramarcaz. Die Kunst des menschlichen Lebens ist es, ein solches zu finden. Im Gegensatz zu den figürlichen Skulpturen sprechen die ungegenstündlichen Objektinstallationen von Taramarcaz in einer abstrakten Formensprache reduzierter geometrischer Gebilde zu uns. Trotz des abstrakten „Kleides“ hat der vom Betrachter wahrgenommene Inhalt den Menschen und seine Verankerung im Lebenszyklus von Werden, Sein und Vergehen zum Gegenstand. So wandelt sich die formale Abstraktion zu einem inhaltlich konkreten Ausschnitt des menschlichen Lebens. Taramarcazs Werk ist zur Ewigkeit erstarrte Emotion, die in ihrem lebendigen Ausdruck die Vielfalt des menschlichen Seins spiegelt. Dabei haben sowohl das Leben wie auch der Tod ihren Platz.   

 

Website von Josette Taramarcaz

www.josettetaramarcaz.ch