Website von Franco Müller

www.francomueller.ch

 

 

Werkbeschreibung

 

Biografisches

 

Franco Müller, 1962 in Bern geboren, lebt heute in Solothurn, wo er auch einen Teil seiner Kindheit verbracht hat. Anders als in seiner Ausbildung zum Lehrer und Heilpädagogen, ist er als Maler bis heute Autodidakt geblieben. Schon immer war es ihm wichtig, frei zu arbeiten und seine künstlerische Entwicklung jenseits von akademischen Aufgabenstellungen voranzutreiben. In den letzen Jahren hat Müller die Bandbreite seines Schaffens um die digitale Fotografie und die Videokunst erweitert. 1990 erhielt er den Werkpreis des Kantons Solothurn, gefolgt von weiteren Auszeichnungen und drei Werkbeiträgen der Paul-Zuppinger-Stiftung Burgdorf. Seit 1988 sind Müllers Werke regelmässig in Ausstellungen in Europa und den USA zu sehen sowie an internationalen Kunstmessen vertreten.

 

Material und Technik

 

Der Fussboden seines Solothurner Ateliers ist vollständig mit schützender Pappe ausgelegt – eine Vorsichtsmassnahme, die Franco Müllers spontanes und eruptives Arbeiten erfordert. In schwungvollen, grosszügigen Bewegungen verteilt er Acrylfarbe auf die grossformatige Leinwand. Die langsam trocknende Ölfarbe würde seiner Arbeitsweise nicht entsprechen. Mit Hilfe verschiedener Utensilien, die man eher aus einem handwerklichen Umfeld kennt, wie Schaumgummi, Kleisterpinsel oder Zeitungen gelingen ihm unverhoffte Effekte. Beinahe gleichzeitig scheinen sich die einzelnen Bildzonen zu verdichten: An einer Stelle reibt Müller die Leinwand mit bemaltem Zeitungspapier ab, an einer anderen verwischt er mit Schaumgummi und Taschentüchern Konturen, hier legt er durch einen Kratzer tiefere Farbschichten frei, dort verdünnt er die Farbe so stark, dass sich die Pigmente zu eigenwilligen Formationen zusammenziehen. Ohne das Resultat im Voraus bis ins Detail zu kennen, hinterlässt der Künstler seine Spuren auf der Bildfläche schnell und routiniert, bis sie sich zu kraftvollen Bildräumen von hoher atmosphärischer Dichte fügen. Vorbereitende Skizzen fertigt Müller selten. Seine Farbpalette bleibt überschaubar, oft finden sich in einem Werk Nuancen des gleichen Spektrums wieder. Durch das lasierende Vorgehen, d.h. den Farbauftrag in mehreren Schichten, erhalten die Gemälde ihre spezifische Tiefe, aus der ein diffuses Licht zu schimmern scheint.

 

Bildsprache und künstlerische Aussage

 

Über die Jahre hat Franco Müller ein festes Vokabular landschaftlicher und architektonischer Elemente herausgebildet, malerisch und fotografisch. Ein meist blässlicher Himmel überspannt weite schattige Ebenen, gedehnte Hügelzüge oder höher gelegene Plateaus. Hie und da durchschneidet ein Zaun oder eine Hecke die schier endlose Weite oder ein hölzerner Masten ragt irgendwo einsam in die Höhe. Müllers Bilder spielen immer an der Peripherie, an der vergessenen Randzone ausserhalb der städtischen Kumulationspunkte. Wie schon der Arbeitstitel ›Halde‹ unterstreicht, porträtiert Müller die unscheinbare Öde, die von allen verlassene Landschaft. Wenn die ansonsten deutliche Horizontlinie einmal von Gebäuden durchbrochen wird, so sind es vereinzelte – Menschen oder sonstige Lebewesen sind nie zu sehen. Müllers eigentliches Thema ist der Raum. Die prägnanten Flächenverläufe eröffnen Blickrichtungsangebote und leiten direkt ins Bild hinein. Diese den Werken innewohnende Dynamik verdichtet sich in der Präsentation als Serie, da aufgrund der unterschiedlichen Farb- und Perspektivenwahl ein gebrochener Rhythmus und somit zusätzliche Spannung entsteht. Durch den verwischten Farbauftrag und die unscharfen Konturen erhalten Müllers Landschaften weitere Beschleunigung und wirken wie ein Blick aus einem schnell vorbeifahrenden Auto oder wie ein leicht verzerrtes Standbild aus einem Spielfilm. Aufgrund der Skizzenhaftigkeit der Malweise stellt sich beim Betrachter zudem der Effekt des Wiedererkennens ein. Müller malt nicht nach der Natur, sondern aus der Erinnerung, deren Unschärfe automatisch eine Mehrdeutigkeit transportiert. Diese Vagheit erlaubt es dem Betrachter, das Abgebildete als vermeintlich Bekanntes unmittelbar der eigenen Erfahrung zuzuordnen. Die suggerierte Objektivität gerät somit zur visuellen Subjektivität, man glaubt die dargestellten Orte zu kennen und kann sie dank der Absenz von vorgegebenen Handlungen in Gedanken individuell vervollständigen. Und der Künstler? Der freut sich still ob der vielen Erinnerungsfetzen und Bruchstücke von Erlebtem, welche die Menschen in Momenten des Innehaltens auf seine Halden tragen.