Werkbeschreibung

Biographisches

 

Astrid Zingg (1954/Prättigau GR) konnte als Kind stundenlang frei zeichnen und mit Sand Burgen modellieren. Da sie einen Teil ihrer Kindheit in Graubünden verlebte, waren Berge ein beliebtes Motiv. Die teils sehr langen und steilen Schulwege, oft Waldwege, prägen Ihre Erinnerungen an die Kindheit. Die Eltern werden geschieden und die Mutter wechselt mit dem Kind oft den Wohnort, was sich in einer Art nomadischem Sein manifestiert. Zingg beschreibt Ihre Kindheit als eine schwierige Erfahrung. Beide Eltern waren handwerklich tätig: der Vater Schreiner und die Mutter konnte im Nähen ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Zuerst bildete sich Zingg zur Krankenschwester aus. Diesen Beruf übte sie nicht lange aus. Dafür arbeitete sie bei Benetton als Geschäftsführerin, wo sie ihre Liebe zu den Farben ausleben konnte. Zum 31. Geburtstag schenkte eine Freundin Zingg Acrylfarben, worauf sie zu malen anfing. Anfangs war es ihr Ziel, die leeren Wände ihrer Wohnung zu füllen. Im Alter von 45 Jahren stellte die Künstlerin zum ersten Mal aus (eh. Galerie Dr. Schenk, Paradeplatz, Zürich) und konnte auf Anhieb eine grosse Anzahl Bilder verkaufen. Heute ist Zingg vollberuflich Malerin, Mutter eines Sohnes und eines afrikanisches Pflegekindes. Sie wohnt und arbeitet in Horgen/ZH.

 

 

Material und Technik

 

Astrid Zingg ist Autodidaktin, was vielleicht auch durch Ihre phantasievolle Technik an den Tag tritt. Ihre mehrheitlich grossformatigen Bilder malt die Künstlerin mit Acrylfarben und fügt mit Vorliebe noch Sand auf die Bildfläche. Auf die grundierte Leinwand trägt Zingg in einem ersten Durchgang eine, wie es die Künstlerin selber bezeichnet, „wild aufgetragene mehrfarbige Schicht“ auf, die sie dann mit einer einzigen Farbe übermalt. Für diese zweite Schicht verwendet Zingg ausschliesslich warme Erdtöne. Jetzt folgt der innovative Schritt: die Künstlerin „spült“ mit einem Garten(Wasser)-Schlauch das Bild sorgfältig ab. Dabei reguliert sie den Wasserstrahl: einmal ist er grob, einmal ganz fein. Mit dieser Technik kommt an gewissen Stellen die erste aufgetragene Farbschicht zum Vorschein. In einem letzten Durchgang bearbeitet die Künstlerin die Oberfläche des Bildes zusätzlich mit Farbe und/oder Sand. Diese Technik lässt die Bilder dreidimensional erscheinen und verleiht ihnen Raumtiefe.

 

 

Bildsprache und künstlerische Aussage

 

„Ich male mich“, ist die zentrale Aussage der Künstlerin zu Ihrem Werk. Die abstrakt in warmen Erdfarben gehaltenen Bilder verraten beim näheren Hinschauen Umrisse von Personen, Tieren oder Gegenständen. In ihren Bildern erzählt Astrid Zingg Geschichten aus Ihrem Leben. Sie malt aber auch die Stimmungen, die sie durchlebt und stellt sie als Abstraktionen im Bild dar. Ein das Werk von Zingg bestimmendes formales Element bilden die Linie und das Rechteck. Sie fehlen in keinem Bild - auch wenn sie sich den Blicken der Betrachter ab und zu entziehen. Für die Künstlerin ordnen sie die Bildfläche und bilden den Aufbau desselben: ohne sie ist ein Bild für Zingg undenkbar. Durch ihre Technik evozieren die Bilder Tiefe, in der gleichzeitig Bewegung und Ruhe herrscht. Die Bewegung stellt die erste aufgetragene, für den Betrachter oft unsichtbare Farbschicht des Bildes dar. Die Ruhe kehrt durch die erdfarbene Tonalität sowie die formalen Elemente Linie und Rechteck ein. „Meine Bilder laden den Betrachter ein, auch seine eigenen Geschichten im Bild zu entdecken“, so Astrid Zingg.