Werkbeschreibung
Biographisches
Anastasia Zé, 1957 in Tunis geboren, ist französische Künstlerin. 1975 bis 1979 studiert sie Literatur an der Universität Paul Valéry in Montpellier. Ihr Hauptinteresse gilt der Kunstgeschichte und der Skulptur aus der Zeitperiode des beginnenden 20. Jahrhunderts. 1980-1983 besucht sie die Kunstschule in Avignon, wo sie vor allem im Modelier-Atelier arbeitet. Zé begreift das Arbeiten mit Ton als eine 'écriture automatique', und es wird eine Konstante im Werk der Künstlerin. Während über 12 Jahren arbeitet Zé nun am Theater (Tanz, Oper, Kullissenarbeit, Dekor, Szenographie). Hier benutzt sie Ton, Kunstharz und Polyester, um ihre Figuren zu formen. In den 90er Jahren beginnt Zé, sich voll auf ihre plastische Arbeit als Künstlerin zu konzentrieren. Es entsteht die Zé-Skulptur: eine sehr persönlich gefärbte „Formensprache“. Für Zé bedeutet das: freie Technik, Einfachheit, ein Atmen in einem geheimnisvollen Garten. Es entstehen Miniatur-Populationen nach dem Empfinden und dem Gemüts-Zustand der Künstlerin. Die Zé-Skulptur ist überall zu Hause und bereichert den Raum - dies ist eine ihrer Eigenarten. Unter dem Titel "Les nègres blancs"1998 stellt Zé in Zürich (AdHoc Galerie) erstmals aus. Die Zé-Skulptur wird erst im Winter 2002 einem breiteren Publikum vorgestellt, als sie sich sozusagen "bereit fühlte und Hunger danach hatte", so Zé. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Congénies (Südfrankreich).
Material und Technik
Das Material der Künstlerin ist Ton, Lehm oder Steinzeug - abhängig vom jeweiligen Wunsch des Berührens bzw. nach mehr oder weniger 'wilder' Fertigstellung. Sie will eine unebene, raue Oberfläche vergleichbar mit Beton erreichen. Ohne Glasur oder weiterer Behandlung werden die Skulpturen bei 1000°-1200° ("biscuit") in einem gewöhnlichen keramischen Elektroofen gebrannt. Anschliessend behandelt die Künstlerin ihre Werke mit Pigment, Acryl oder Wachs weiter. Dies ist der zweite, wichtige ‚Schritt’ bei der Zé-Skulptur: die Malerei. Später werden noch ein paar Kleinigkeiten - 'Koketterien' angefügt. Die Figuren stehen auf einem Sockel, einem polierten Stein oder auf einer anderen Unterlage. "Der Ton ist ein sehr einfaches Material. Man lässt ihn feucht, bis man mit dem Resultat zufrieden ist. Ich für meinen Teil liebe es, wenn sich die Persönlichkeit der Skulptur schnell und mit Kraft manifestiert - sie darf kapriziös sein und herausfordern."
Bildsprache und künstlerische Aussage
Die Zé-Skulptur stellt für die Künstlerin eine bewegte und aktive Meditation dar. Die Werke entstehen durch einen ritualisierten Prozess, indem sie einen Weg zwischen der realen und der Vorstellungs- Welt wählt und geht. Die Skulptur ist für Zé der Ausdruck einer persönlichen Mythologie, entsprungen aus tief empfundenen Erfahrungen, nächtlichen Träumen und Schwingungen, die mit der Erinnerung in Verbindung stehen. Diese geistige Auseinandersetzung sind einerseits Ausdruck des Reichtums der Künstlerin und stellen zugleich das kulturelle Vermächtnis der Menschheit dar. Bildwelten aus Fernsehen, Comics, US-amerikanischen Trickfilmen und Rock-Musik gehören dazu - ohne dabei auf ihren religiösen oder profanen Charakter einzugehen.
Die Persönlichkeiten der Zé-Skulptur sind lebhafte Darsteller. Dabei ist die Integration der Bildwelt des Alltags ist für die Künstlerin von Bedeutung. Ihr Appell ans Publikum: "Man muss einen 'bonhomme' in seinem Umfeld isolieren und ihn genauer anschauen! Seine Erscheinung ist oft roh, brutal, wild. Es reicht, sich ein wenig zu bücken, seinen Blick zu suchen, seine Fussposition zu beachten .Es ist diese Magie des Alltags, die man zu feiern vergisst - diese Freude am Detail, dieser Teil der Kindheit, der uns vor der Figur staunen lässt.." Das Wahrnehmen unzähliger kleiner Details am „bonhomme“ ist für die Künstlerin eine Liebeserklärung an die Menschheit. Zé findet die Aussage ihres Werkes im Werk von Henri Michaux (Mes propriétés, 1929) am besten beschrieben.